Das am 21. September bevorstehende MPC Meeting der Bank of England kommentiert Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price.
Die Bank of England wird am Donnerstag voraussichtlich ihren Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen und das Quantitative Tighting von 80 auf 100 Milliarden britische Pfund aufstocken. Die Ausweitung des Quantitative Easing könnte zu einer Überstraffung der Geldpolitik beitragen, da die Auswirkungen dieses Instruments nicht vollständig abzusehen sind.
Die Bank of England (BoE) wird den Einlagenzins in dieser Woche voraussichtlich um 25 Basispunkte anheben. Seit der Sitzung im August haben die Daten zur Preis- und Lohninflation die Prognosen der BoE deutlich nach oben überrascht. Die britische Notenbank war davon ausgegangen, dass sich das Lohnwachstum bis September auf 6,9 % abschwächen würde, doch die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass das Lohnwachstum bis dahin immer noch bei 8 % liegen könnte, also mehr als doppelt so hoch wie erforderlich, um die Inflation wieder auf ihr Zielniveau zu bringen. Angesichts dieses Inflationsdrucks wird BoE ihren Leitzins in dieser Woche voraussichtlich um 25 Basispunkte anheben.
Abhängig von den Inflationsdaten am Mittwoch könnte die BoE jedoch signalisieren, dass sie sich ihrem Höchststand nähert. Hochrangige Entscheidungsträger der Bank of England haben unlängst angedeutet, dass die Zinssätze in der Nähe ihres Höchststands liegen könnten und dass sie es vorziehen würden, die Zinssätze für einen längeren Zeitraum beizubehalten. Der geldpolitische Ausschuss könnte den geldpolitischen Kurs als „sehr restriktiv“ und nicht nur als „restriktiv“ bezeichnen.
Denn die Arbeitsmarkt- und Realwirtschaftsdaten beginnen sich deutlich zu verschlechtern: Die Arbeitslosenquote steigt von einem niedrigen Niveau aus rasch an, das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen sinkt, die Beschäftigung geht zurück und das reale BIP Großbritanniens ist im Juli deutlich gesunken. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die am Mittwoch veröffentlichte VPI-Inflation für August anzeigt, dass die Kern- und Dienstleistungsinflation ihren Höhepunkt erreicht haben und eine Trendwende eingeleitet wurde.
Die BoE wird wahrscheinlich auch ihre Politik der quantitativen Straffung von 80 Mrd. auf 100 Mrd. britische Pfund pro Monat erhöhen. Die BoE praktiziert diese Politik bereits seit einem Jahr und kam in einer Umfrage unter Marktteilnehmern zu dem Schluss, dass die Auswirkungen auf die Anleihemärkte gering sind. Allerdings haben die Bank und andere Zentralbanken kein klares Verständnis von Quantitativer Straffung.
Aktive Verkäufe von Staatsanleihen, während die Regierung versucht, sehr viele Staatsanleihen zu emittieren, können sicherlich zu höheren langfristigen Renditen beitragen. Eine rasche Rückkehr der Term-Premia, der Entschädigung, die Anleger für das Halten von Staatsanleihen mit sehr langen Laufzeiten verlangen, ist ein Risiko, das umso wahrscheinlicher wird, je mehr Gilts aus der Bilanz der Zentralbank herausgenommen und dem privaten Sektor zur Verfügung gestellt werden.
Schließlich sind die Korrelationen zwischen den Ländern am langen Ende der Zinsstrukturkurve stärker als am kurzen Ende. Dies bedeutet, dass die Spillover-Effekte der quantitativen Straffung (QT) in den einzelnen Ländern größer sein dürften. Es besteht ein erhebliches Risiko, dass die Bank of England die Auswirkungen des QT auf die Wirtschaft und den Anleihemarkt unterschätzt hat. Dies könnte zu einer übermäßigen Straffung der Geldpolitik beitragen, da die Bank of England die geldpolitischen Auswirkungen der QT als sehr gering einschätzt und sie daher bei der Festlegung der Zinssätze nicht ausreichend berücksichtigt.
Ausweitung des Quantitative Tighting
Foto von Tomasz Wieladek (Quelle: T. Rowe Price)
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