Wie mein Chef wirklich tickt – Die Kunst, sein Gesicht zu lesen
Haben Sie sich je gefragt, warum Ihr Chef so handelt, wie er es tut? Die Psychophysiognomie – die Kunst, Gesichter zu lesen – liefert Antworten. Für mich als Facereaderin ist das Gesicht eines Menschen wie ein offenes Buch. Es erzählt von Charaktereigenschaften, Denkmustern und natürlich auch vom Führungsstil. Die Wurzeln dieser Wissenschaft reichen Jahrtausende zurück und werden heute in vielen Bereichen genutzt, von der Kriminalistik bis zur Persönlichkeitsentwicklung.
Was die Form verrät: Bewegungs-, Empfindungs- und Ernährungsnaturell
Die Formensprache eines Gesichts gibt wertvolle Hinweise. Markante, eckige Formen wie ein breiter Kiefer und dominante Wangenknochen deuten auf das Bewegungsnaturell hin. Solche Chefs sind „Macher“, lieben Herausforderungen und handeln zielstrebig. Ihr Führungsstil ist dynamisch und durchsetzungsstark.
Doch es gibt eine Kehrseite: Diese Persönlichkeiten können dominant wirken und wenig Geduld aufbringen. Ihre direkte Art fordert klare Kommunikation und schnelle Ergebnisse.
Tipp für den Umgang: Begegnen Sie solchen Chefs mit gut strukturierten Vorschlägen, ohne lange Erklärungen. Struktur und Fakten statt Emotionen sind hier der Schlüssel. Respektieren Sie seine Entscheidungsfreude, aber zeigen Sie, dass Sie selbst eine starke Position vertreten können.
Chefs mit feinen, zarten Gesichtszügen und großen Augen sind dem Empfindungsnaturell zuzuordnen. Diese Persönlichkeiten sind kreativ, emphatisch und feinfühlig.
Sie legen Wert auf ein harmonisches Arbeitsumfeld, lieben den Dialog und entwickeln kreative Lösungen gemeinsam mit ihrem Umfeld.
Aber aufgepasst: Ihre hohe Sensibilität macht sie empfänglich für Konflikte oder Spannungen. Kritik sollte stets diplomatisch formuliert werden, da sie schnell als persönliche Ablehnung wahrgenommen werden kann.
Tipp für den Umgang: Bauen Sie Vertrauen auf, zeigen Sie Wertschätzung und Respekt und präsentieren Sie Ideen als Teil eines gemeinsamen Prozesses.
Schließlich gibt es Chefs, deren Gesichtszüge durch runde Formen geprägt sind, typische Zeichen des Ernährungsnaturells. Sie schätzen Stabilität, Behaglichkeit und klare Strukturen. Ihr Führungsstil ist pragmatisch und auf langfristige Sicherheit ausgerichtet. Sie sind ausgezeichnete Netzwerker und lieben es, Ressourcen zu planen und zu verteilen.
Achtung: Ihre Komfortzone kann manchmal eine gewisse Trägheit mit sich bringen, und sie neigen dazu, Veränderungen nur sehr langsam zu akzeptieren. Sie schätzen bewährte Lösungen und haben eine Vorliebe für Traditionen.
Tipp für den Umgang: Argumentieren Sie pragmatisch und betonen Sie die Vorteile von Stabilität und Sicherheit. Geben Sie ihnen die Zeit, neue Ideen zu durchdenken, und zeigen Sie vor allem klar auf, wie einfach und sinnhaft die Umstellung zum langfristigen Erfolg beiträgt.
Die Mischung macht’s: Kombinierte Naturelle und ihre Ansprechbarkeit
In der Realität sind die wenigsten Menschen einem einzigen Naturell klar zuzuordnen. Häufig vereinen Gesichter Merkmale von zwei – manchmal sogar drei – Naturellen. So treffen beispielsweise die Zielstrebigkeit des Bewegungsnaturells und die Empathie des Empfindungsnaturells aufeinander oder die Stabilität des Ernährungsnaturells wird durch kreative Aspekte des Empfindungsnaturells ergänzt.
Viele Führungspersönlichkeiten sind übrigens klare Bewegungs-Ernährungs-Naturelle, da der ihnen innewohnende Pragmatismus und die Zielorientiertheit durch die Dynamik des Bewegungsnaturells angeschoben wird.
Tipp: Achten Sie darauf, welche Merkmale stärker ausgeprägt sind, und gestalten Sie Ihr Verhalten und Ihre Kommunikation entsprechend, das eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
„Du“-Denken oder „Ich“-Denken: Welcher Typ ist Ihr Chef?
Ein weiterer Aspekt der Gesichtsdeutung ist, ob jemand im „Ich-“ oder „Du-Modus“ agiert. Eingefallene Wangen und eine große Nase deuten auf ein „Ich“-Denken hin – ergebnisorientiert und zielgerichtet, aber weniger mitarbeiterbezogen. Eine hohe Stirn, volle Wangen und offene Augen signalisieren dagegen den „Du-Modus“. Solche Chefs schätzen Teamgeist und gemeinsame Lösungen.
Tipp: Stimmen Sie Ihre Kommunikation darauf ab. „Ich“-Denker schätzen klare Ergebnisse, während „Du“-Denker einen wertschätzenden Dialog bevorzugen.
Nutzen statt Urteilen: Wie Gesichtslesen Ihre Arbeitsbeziehung verbessert
Die Psychophysiognomie ist keine Wahrsagerei, sondern eine klare Methode, um Menschen besser zu verstehen. Indem Sie die Gesichtsstruktur Ihres Chefs analysieren, erkennen Sie, was ihn antreibt und wie Sie Konflikte vermeiden können. Dieses Wissen hilft, Vertrauen aufzubauen und effektiver zu agieren.
Erfolgreiche Beziehungen als Schlüssel zu langfristigem Erfolg
Das Gesichtslesen schärft den Blick für die Einzigartigkeit jedes Menschen, reduziert Missverständnisse und verbessert die Zusammenarbeit. In einer Welt, die stark von zwischenmenschlichen Verbindungen abhängt, ist dies ein unschätzbarer Vorteil.
Ein Werkzeug für bessere Beziehungen
Psychophysiognomie findet Anwendung in der Kriminalistik, Beratung und Persönlichkeitsentwicklung. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihren Chef, Ihre Mitmenschen – und vielleicht sogar sich selbst – besser zu verstehen. Gesichter lügen nicht, sie erzählen Geschichten. Es liegt an uns, sie zu lesen.
Bildercopyright@ Christian Kaufmann
Autor:
Jo Kern ist Profilerin, Beraterin und Coach für Persönlichkeitsentwicklung.
Als Facereading-Expertin hat sie ein Online-Training kreiert, das Führungskräften und Teams diese Fähigkeiten klar, konkret und mit einer Portion Spaß vermittelt. Von zu Hause aus können die Teilnehmer lernen, Gesichter zu lesen und dieses Wissen direkt anzuwenden.
Mehr Infos: www.read-my-face.com
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.