Die Deutsche Bahn hat in diesem Land vielfach keinen leichten Stand. In vielerlei Hinsicht hagelt es Kritik: Züge seien unpünktlich, der Service mangelhaft und das Personal unfreundlich. Dabei ist Kundenzufriedenheit das A und O für die Zukunft der Bahn. Daher versucht der Konzern mit dem Programm Zukunft Bahn Qualität und Kundenzufriedenheit mit Digitalisierung verbinden. Wie das gelingen soll? Kunden, IT-Entwickler, Start-ups, Kreative, Zulieferer und Mitarbeitern sollen stärker bei der Weiterentwicklung der Angebote der Bahn einbezogen werden.
Mit der mindbox Berlin hat die Bahn bereits vor einiger Zeit einen eigenen Accelerator ins Leben gerufen. Dort sollen junge Gründer in unterschiedlichen Teams innovative Lösungen entwickeln können, die den Service, die Technik und die Digitalisierung des Bahngeschäftes voranbringen sollen. Jene mindbox war nun auch Gastgeber der info:challenge der Bahn in Kooperation mit Startup Germany. Einem Wettbewerb, in welchem externe Teams dazu aufgerufen waren, Ideen zur Weiterentwicklung der an über 80 Bahnhöfen vertretenen DB Information einzureichen.
Kunden sollen Lösungen entwickeln
Idee des Wettbewerbs war es hierbei, die jeweiligen Teams nicht nur als IT-Experten anzusprechen, sondern vor allem als regelmäßige Kunden der Bahn. Denn wer regelmäßig die Bahn nutzt, kann die Probleme identifizieren und mit der Kundenbrille noch besser Lösungen entwickeln, die den Service zum Wohl der Reisenden verbessern.
Der Wettbewerb war im vergangenen Dezember gestartet. Über 40 Teams waren dem Aufruf gefolgt und hatten ihre Ideen zur Verbesserung der DB Information eingereicht. Die Ideen bewegten sich dabei von ganzheitlichen Ansätzen über Design-Konzepten bis hin zu App-Lösungen. Unter den Bewerbungen wurden zunächst insgesamt 14 Teams eingeladen, ihre Ideen vor einer Jury zu präsentieren. Diese wählte fünf Teams aus und lud sie ins Bootcamp in die mindbox nach Berlin ein.(Moodboard 18.12.2015)
Zu den fünf Teilnehmern gehörten: Niklas Hoffmann setzt in seinem Konzept auf optimierte Prozesse und die Anzeige der Antworten auf häufig gestellte Fragen, welche digital angezeigt werden. Patrick Grzybowski überzeugte die Jury durch seine Ideen zur besseren Orientierung im Bahnhof durch Bodenmarkierungen und Anzeigen sowie individuelle Informationen und den Einsatz von Infoscreens. Hamid Dulovic konnte mit modularen Infoinseln und der zeitlichen Dringlichkeit der Kundenanfrage orientierten Zugängen zur Information punkten. Lisa Sochiera Konzept von der an Kunden- und Mitarbeiterbedürfnissen orientierten ganzheitlichen Umfunktionierung der Schalter brachte sie eine Runde weiter. Moritz Berthold wiederum trumpfte mit seinem interdisziplinären Team auf und konnte die Jury u.a. mit einer innovativen Verarbeitung von Kundenanfragen beeindrucken.
Im Bootcamp alles auf dem Prüfstand
Eine gute Woche bastelten und werkelten die Teilnehmer fortan seit Anfang Januar während des Bootcamps mit Hilfe von ihnen zur Seite gestellten Mentoren in der mindbox und im FabLab Berlin an ihren Ideen, verwarfen erste Ideen, entwickelten neue weiter und bauten erste Prototypen und IT-Lösungen. Diese wurden am vergangenen Donnerstag zum Finale erneut der sieben-köpfigen Jury, darunter Vorstand und Personal, Andreas Springer, Betriebsrat Ronny Gabert sowie Christine Kohls vom Kundenbeirat, vorgestellt.
Siegerin stellt ein mutiges Konzept vor
Jedes Team hatte zehn Minuten Zeit, mit einem finalen Pitch die Jury zu überzeugen. Wer gewinnen würde, war sowohl für die Jury als auch für das Publikum bis zum Schluss offen. Klar war: nur eine Idee konnte gewinnen und das Preisgeld von insgesamt 15.000 Euro einstreichen. Zum Schluss machte Lisa Sochiera das Rennen, die trotz immenser Nervosität bei der Präsentation ein stimmiges Konzept zur Lösung der Probleme an den DB Informationen vorlegen konnte. Die erst 21 Jahre alte Sochiera überzeugte die Jury und Publikum gleichermaßen mit einer völlig neu gestalteten Anlaufstelle in Bahnhöfen, die in Größe und Mitarbeiterzahl individuell angepasst werden können und gleichzeitig den Bedürfnissen der Servicemitarbeiter und Reisenden entgegen kommt.
Mutig löste sich Sochiera mit ihrem Modell zudem von der bisherigen Formen- und Farbsprache der Bahn und integrierte neuartige Technologien, die es beispielsweise auch Reisenden mit Behinderung erleichtern wird, barrierefrei an notwendige Informationen zu gelangen. Die Gewinnerin versteht ihr Konzept als Informationsoase: gute Akustik, strahlendes Licht, barrierefrei, aktuelle Infos in analoger und digital interaktiver Form. All das wird ihrer Meinung dazu beitragen, dass sich Reisende am Bahnhof künftig besser und schneller betreut und informiert wissen. Die Vertreter der Bahn sahen das ähnlich, auch, „wenn hierbei offenbar das Raumschiff Enterprise im Bahnhof gelandet ist“, wie ein Teilnehmer der Jury das Modell bewertete.
Fotoimpressionen vom DB Information Challenge vom 14.01.2016 https://startupgermany.org
Den ersten Teil vom DB Information Challenge vom 18.12.2015 findet ihr hier.
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