Selbstbewusstsein im Job aufzubauen ist einfacher als Arroganz abzubauen, betont Topmanagement-Coach Heidi Stopper.
In ihrer Keynote mit dem Titel „Selbst und sicher: Wie wir Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein im Job erlangen“ auf der herCAREER, der Karriereleitmesse für Frauen, wird Heidi Stopper nicht nur Einblick in den Aufbau von Selbstbewusstsein, Sicherheit und Selbstvertrauen, sondern auch praktische Tipps zur Bewältigung von Unsicherheiten geben.
Heidi Stopper betont im Interview, dass Selbstbewusstsein kein abstraktes Konzept ist, an dem man einfach herumschrauben kann. Es entstehe vielmehr, indem man die Komfortzone verlässt und aktiv handelt: „Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen entstehen, indem wir etwas tun, das wir noch nicht sicher beherrschen und damit positive Erfahrungen machen“, sagt sie. Eine falsche Einstellung zum Selbstbewusstsein kann uns daran hindern, Fortschritte zu machen. Selbstbewusstsein bedeute nicht, keine Unsicherheiten zu haben oder sie zu negieren, sondern sich ihrer bewusst zu werden. Unsicherheiten seien wie Sicherheiten kontext- und situationsbezogen.
Pandemie, geopolitische Konflikte und Wirtschaftskrisen hätten allerdings zur allgemeinen Verunsicherung beigetragen. Menschen sind mit neuen und unbekannten Herausforderungen konfrontiert, was zu Ängsten und Unsicherheiten führt: „Alle TopmanagerInnen haben Ängste und fühlen sich in bestimmten Situationen unsicher, das ist ganz normal. Bei Menschen, die tatsächlich keine Angst haben, muss man eher davon ausgehen, dass sie Soziopathen sind“, sagt Heidi Stopper. Die Management-Coach betont, auch, dass es wichtig ist, einen kompetenten Umgang mit diesen Ängsten und Unsicherheiten zu erlernen, statt sie zu verdrängen. Dabei können Unterstützer und Mentoren eine große Hilfe sein.
Üben ist besser als faken
In Bezug auf das sogenannte „Fake it till you make it“-Konzept erklärt Heidi Stopper, dass es vorübergehend helfen kann, Selbstsicherheit zu generieren, aber langfristig ist es sinnvoller, gezielt die Situationen zu üben, in denen man sich unsicher fühlt. Dies kann für Führungskräfte, die vor Publikum sprechen müssen, beispielsweise durch Probevorträge oder Übungen vor dem Spiegel geschehen.
Heidi Stopper widmet sich auch dem Impostor-Syndrom, das nicht geschlechtsspezifisch ist, sondern bei Frauen wie Männern auftreten kann. Anders als innere Unsicherheit bezeichnet es die mangelnde Fähigkeit, „die eigenen Erfolge zu internalisieren“. Die gesellschaftliche Sozialisation spielt hierbei eine bedeutende Rolle, vor allem bei Frauen. Früher wurden Frauen oft ermutigt, bescheiden zu sein und sich nicht selbstbewusst zu präsentieren. Dies kann dazu führen, dass Frauen ihre eigenen Erfolge nicht ausreichend anerkennen. Die Expertin rät zu Methoden wie Journaling und therapeutischen Ansätzen, um den Erfolg besser zu verinnerlichen und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Im Interview mahnt die Expertin, die glorifizierten Selbstdarstellungen auf Social Media zu hinterfragen: „Wir sollten Selbstbewusstsein nicht so überglorifizieren und uns blenden lassen. Es gibt nicht ,die Selbstbewussten‘, sondern es gibt Menschen, die so tun, als wären sie in allen Lebenslagen selbstbewusst. Kein Mensch ist immer selbstsicher.“
Abschließend gibt Heidi Stopper den Teilnehmerinnen den Tipp mit auf den Weg, dass es wichtig ist, sich bewusst zu machen, wie viel man bereits gelernt und erreicht hat, um die eigene Kraft zu stärken und für neue Herausforderungen gewappnet zu sein. Besonders die Unterstützung von wohlwollenden Menschen spiele hier eine entscheidende Rolle.
Am 12. Oktober hält Prof. Heidi Stopper einen Vortrag zum Thema „Selbst und sicher: Wie wir Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein im Job erlangen.“ auf der herCAREER Expo.
Prof. Heidi Stopper hat viele Jahre als Führungskraft und Vorstand im Personalbereich gearbeitet, zuletzt als Vorstand im MDAX. Coaching und Beratung von Führungskräften aller Ebenen, insbesondere des Topmanagements, war immer ein wesentlicher Bestandteil ihrer Tätigkeit. Heute ist sie Unternehmerin, eine der gefragtesten Topmanagement-Coaches und Beraterin zum Thema Karriere und berufliche Positionierung. Sie sitzt in etlichen Beiräten, ist Kuratoriumsvorsitzende der Macromedia und leidenschaftliche Förderin von Frauen im Berufsleben. Mitte Oktober 2019 wurde Heidi Stopper die Honorarprofessur für Leadership & Organizational Behaviour an der Hochschule Macromedia verliehen.
herCAREER ist die führende Plattform für die weibliche Karriere. Sie setzt sich für eine gerechte Arbeitswelt ein, in der alle Lebensentwürfe in Einklang mit einem modernen Berufsleben stehen. herCAREER bringt Menschen branchen- und hierarchieübergreifend zusammen und unterstützt insbesondere die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen. www.her-career.com
Bild: Fotograf Karin Volz
Quelle messe rocks GmbH