StartEvents & TermineHinterland of Things 2024: Mut, Mittelstand, KI, Demokratie, Verantwortung

Hinterland of Things 2024: Mut, Mittelstand, KI, Demokratie, Verantwortung

6 KEY TAKE-AWAYS DER HINTERLAND OF THINGS CONFERENCE 2024: ÜBER MUT, FAMILIENUNTERNEHMEN, DEMOKRATIE, KI, VERANTWORTUNG UND EINEN SIEGER

Auch in diesem Jahr brachte die Hinterland of Things Konferenz mit 2.500 Teilnehmenden die führenden Köpfe der deutschen Tech-Szene zusammen mit Unternehmern und Entscheiderinnen des deutschen Mittelstands.

Im Mittelpunkt der 6. Hinterland of Things Conference am 13. Juni in Bielefeld standen aktuelle Themen und Herausforderungen, mit denen sich sowohl Startups als auch etablierte Unternehmen konfrontiert sehen, sowie Technologien und mögliche Lösungen dafür. Ein Überblick:

//1 STATUS QUO: DAS STARTUP-ÖKOSYSTEM

Die Hinterland of Things Conference spiegelt das deutsche Startup-Ökosystem: Die Teilnehmer reichten auch in diesem Jahr wieder von frisch gegründeten Unternehmen bis zu sogenannten Einhörnern (Unicorns), wie Appinio, Staffbase und AUTO1 GROUP.

Verena Pausder schätzt das Forum der Hinterland-Konferenz schon seit einigen Jahren: „Wir müssen uns jetzt an die dicken Bretter ran wagen, und dafür ist das Zusammenkommen von Mittelstand und Startup ideal.“ Auch Wilhelm Böllhoff, Geschäftsführer vom gleichnamigen Familienunternehmen, zeigte sich begeistert: „Im Silicon Valley war ich noch nie, aber ich habe das ostwestfälische Hinterland für mich entdeckt.“

Die Hinterland of Things Conference 2024 zeigt: Die Zukunft gehört denen, die den Mut haben, neue Wege zu gehen und die Herausforderungen der heutigen Zeit anzunehmen. Um es mit den Worten von Verena Pausder zu sagen: „Wir haben alle Zutaten, die wir brauchen, um dieses Land erfolgreich zu machen, also let’s go!“

//2 MITTELSTAND: „DEUTSCHLAND IST EIN INDUSTRY POWERHOUSE”

In seiner Eröffnungs-Keynote hob Dominik Gross, CEO der Founders Foundation, die Bedeutung der Technologien aus dem deutschen Mittelstand für die Weltwirtschaft hervor. „Deutschland hat eine dezentrale Wirtschaft. 75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden außerhalb der zehn größten Städte gebildet. In der Fläche sitzen die Weltmarktführer.“ Diese würden Industrien weltweit mit technischen Lösungen ausstatten, die elementar für funktionierende Fabriken sind. „Deutschland ist ein Industry Powerhouse“, so Gross.

Diese Unternehmen gelte es mit aufstrebenden Startups zu verbinden, um sie zukunftsfest zu machen und Potenziale zu heben. Diese Idee unterstützt auch Bauunternehmer Jan-Hendrik Goldbeck: „Wenn jemand anderes auf eine coole Idee kommt, die man selbst nicht hatte, bricht man sich selbst keinen Zacken aus der Krone, das anzunehmen und dort Kunde zu werden.“

Florian Nöll von PwC betonte, dass Familienunternehmen im Vergleich zu Konzernen die bessere Zielgruppe für Startups seien, da sie schneller Entscheidungen treffen können. „Familienunternehmen bieten Startups ein reales Umfeld, um ihre Innovationen weiterzuentwickeln,“ ergänzte Goldbeck.

Auch intern treiben Familienunternehmen Innovationen voran. Bei Wago aus Minden können Mitarbeitende ihre Ideen im Unternehmen testen und entwickeln. Sennheiser hat einen Innovationsbereich gegründet, in dem völlig neue Technologien und Geschäftsmodelle entwickelt werden. „Audio ist das, was wir am besten können. Rund um dieses Thema denken wir groß“, sagt Geschäftsführer Andreas Sennheiser.

//3 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: GROß DENKEN STATT ANGST HABEN

Künstliche Intelligenz (KI) war DAS Thema: Der Aufstieg von KI und ihre vielseitigen Anwendungen standen themen- und branchenübergreifend im Zentrum. Miriam Meckel, Geschäftsführerin der Weiterbildungsplattform ada betonte: „KI wird alles auf einmal verändern, aber jetzt können wir die Zukunft gestalten.“

Neben Investor Philip Klöckner hielt Autor Sascha Lobo eine Keynote in der er die Angst vor KI relativierte: „Was heute ganz normal ist, war damals beängstigend oder sogar unvorstellbar. Genauso wird es mit künstlicher Intelligenz passieren.“ Ähnlich sieht es Judith Perterka, KI-Expertin der Bundesverwaltung: “KI wird uns nicht ersetzen, sondern unsere Fähigkeiten erweitern, im Endeffekt geht es um Macht, Reichtum, Wohlstand und Ungleichheit. Eigentlich werden mehr Jobs geschaffen, als ersetzt werden. Ersetzt werden nur Tätigkeiten.” Meckel ergänzt: “Menschen, die KI sinnvoll einzusetzen wissen, sind die viel größere Konkurrenz.“

Bereits heute könne künstliche Intelligenz alltägliche Produkte durch intelligente Alternativen ersetzen. Daniel Khachab, Gründer von Choco, sieht dabei ein besonders großes Potenzial der KI in der Digitalisierung alter Industrien. Lobo ergänzte: „Technologie alleine verändert nicht die Welt. Sie braucht eine Verhaltensänderung der Menschen, um wirken zu können.“

//4 WERTE, HALTUNG & FÜHRUNG: GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN

Neben technologischen Highlights beschäftigte sich die Konferenz auch mit einem ganz analogen Problem: dem Fachkräftemangel. Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, appellierte mit Blick auf Zuwanderung: „Viele Unternehmen haben die Demokratie für selbstverständlich genommen. Jetzt müssen wir uns wieder aktiv für sie einsetzen und eine echte Willkommenskultur entwickeln.“ Unternehmen seien hierbei besonders in der Verantwortung, denn: „Das Unternehmertum spiegelt die Gesellschaft wider.”

Gülsah Wilke von DN Capital pflichtet bei: “Wir brauchen jetzt die positive Energie, aktiv zu werden und dieses Land vorwärts zu bringen.” Zusammenhalt sei wichtig, es gelte “Menschen, die einen positiven Beitrag für unser Land beisteuern wollen, zu unterstützen.”

Verena Pausder, Präsidentin des Startup-Verbands, stimmte ihr zu: „Wir brauchen ein Choose Germany Programm. Ein Start dafür sind die geplanten digitalen Visa-Verfahren.“ Und sie ging noch weiter: „Wir müssen nicht nur Deutschland attraktiv machen, sondern auch die EU.“ Von klaren Haltungen wie diesen können sich Unternehmer laut Zarah Bruhn von Socialbee etwas abschauen. Sie betonte, wie wichtig es sei, als Arbeitgeber Haltung zu zeigen, um Mitarbeitende für sich zu begeistern.

Je größer das Unternehmen werde, desto wichtiger sei es, Haltung vorzuleben und auf die Agenda zu setzen, erklärte auch Martin Böhringer, Geschäftsführer von Staffbase, dazu. Laut Carsten Coesfeld, Geschäftsführer von Bertelsmann Investments, müsse man es darüber hinaus schaffen, den Mitarbeitenden zu vermitteln, wie ihre Arbeit aufs große Ganze einzahlt. Das sei der stärkste Motivator.

Frauke von Polier, Personalverantwortliche bei Viessmann, unterstrich die Bedeutung guter Führung: „Wenn die Führung im Unternehmen gut ist, haben wir eine Chance, die jungen Leute zu halten. Man muss auf die gesamte Person schauen und ihre Lebensphasen berücksichtigen.“

//5 VERANTWORTUNG FÜRS KLIMA: ENERGIELÖSUNGEN MÜSSEN HER

Dass Unternehmen bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes eine große und vor allem aktive Rolle zukommt, ist bekannt. Jan Pannenbäcker, Gründer von Metaloop, erklärte: „Nachhaltigkeit ist nicht mehr eine Wahl, sondern eine Notwendigkeit für Unternehmen.“ Am Beispiel der Metallindustrie erklärt er, diese sei für einen beträchtlichen Teil der Kohlenstoffemissionen verantwortlich, könne aber auch ein Teil der Lösung sein. David Oudsandji, Gründer des Aachener Startups Voltfang attestierte: „Das Thema Energiewende ist extrem heiß. Und da müssen wir schneller werden.”
Auch anwesende Investoren wie Jan Lozek, Geschäftsführer von Future Energy Ventures, zeigten Interesse: „Unser komplettes Energiesystem dreht sich gerade. Da schauen wir uns verschiedene Konzepte an.“

Bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen, die den Klimawandel bekämpfen, sei die Einbindung der Kunden besonders wichtig „Wir müssen sicher sein, dass wir die richtigen Maßnahmen umsetzen“, sagte Nina Mannheimer, Mitgründerin von Klim. Dafür tausche sie sich mit ihrem Unternehmen zum Beispiel eng mit Landwirten aus.

//6 OUT OF THE BOX.NRW AWARD: SIEGER LÄSST MASCHINEN SPRECHEN

Ein besonderes Highlight der diesjährigen Konferenz war die Verleihung des OUT OF THE BOX.NRW Awards vom NRW-Wirtschaftsministerium, der die besten digitalen Startups aus Nordrhein-Westfalen ausgezeichnete. Der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Wettbewerb, gesponsert von der NRW.Bank, fand in diesem Jahr erstmals unter der Organisation der Founders Foundation gGmbH statt.

Den ersten Platz belegte das Bielefelder Startup Synctive mit ihrem ganzheitlichen Ansatz für die Wartung von Industrieanlagen. „In NRW zu gründen und besonders in Bielefeld ist besonders. Unsere Zielgruppe ist der Maschinenbau. Wenn wir es richtig machen, sind die ersten 100 Kunden direkt vor der Haustür“, sagt Gründer Albert Gorlick. Auf den zweiten Platz schaffte es Voltfang aus Aachen, auf den dritten arttrade aus Düsseldorf.

Auch Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation freut sich: „Ohne Startups hat Deutschlands Wirtschaft keine gute Zukunft. Nur durch den Technologietransfer aus den heimischen Startups bleiben unsere Unternehmen Weltspitze. NRW ist das sich am schnellsten entwickelnde Startup-Ökosystem Deutschlands. Schon die Top 24 of 2024 Liste zeigt, wie vielfältig das Potenzial ist. Dass das beste NRW-Startup aus unserer Region Ostwestfalen-Lippe kommt, macht uns besonders stolz.”

Bild: Dominik Gross (Founders Foundation) Quelle Founders Foundation gGmbH

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