Unternehmen stehen heute mehr denn je vor der Herausforderung, nicht nur wirtschaftliche Ziele zu erreichen, sondern auch für das Wohlbefinden ihrer Belegschaft zu sorgen. Gesunde Mitarbeiter sind das A und O für den Erfolg eines Unternehmens – sie sind das treibende Herz der täglichen Arbeitsprozesse und unermüdliche Stützen auf dem Weg zu Innovation und Wachstum. Doch es mehren sich Anzeichen dafür, dass die psychische Belastung am Arbeitsplatz ein ernst zu nehmendes Risiko darstellt, das die Unternehmensleistung erheblich beeinträchtigen kann. Laut aktuellen Statistiken* haben Krankheitstage aufgrund psychischer Probleme in den letzten Jahren stetig zugenommen, wodurch nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch die Unternehmen durch Arbeitsausfälle und finanzielle Einbußen leiden. Die Notwendigkeit, diesem Stillstand entgegenzuwirken, indem im eigenen Haus frühzeitig und professionell Unterstützung angeboten wird, wird immer dringlicher. Mit einem gut durchdachten Ansatz zur Förderung der psychischen Gesundheit kann ein Unternehmensklima geschaffen werden, in dem Mitarbeiter nicht nur überleben, sondern gedeihen – zum Wohle aller Beteiligten.
Kosten und Konsequenzen: wirtschaftliche Auswirkungen psychischer Belastungen
Die alarmierende Zunahme psychischer Belastungen wirft ein scharfes Licht auf die wirtschaftlichen Auswirkungen für Unternehmen. Die Kosten, die mit dem Anstieg an psychosomatischen Erkrankungen verbunden sind, ziehen weite Kreise: von der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall über den Verlust wertvoller Arbeitskraft bis hin zu den Rekrutierungskosten für die Neubesetzung vakant gewordener Stellen. Weiterhin verursachen Fluktuation und eine verschlechterte Teamdynamik durch wiederholte Fehlzeiten indirekte Kosten, die schwer zu quantifizieren sind, aber das Unternehmensklima und letztlich die Bilanz deutlich belasten können. Dies ist eine Entwicklung, die wir uns – gerade vor dem Hintergrund des ständigen Fachkräftemangels und des zunehmenden Wettbewerbs – kaum leisten können. Es wird zunehmend klar, dass Mitarbeiter nicht wie austauschbare Bauteile behandelt werden dürfen, sondern eine wertvolle Ressource sind, deren psychisches Wohlergehen maßgeblich zu einem nachhaltigen Unternehmenserfolg beiträgt.
Früherkennung: Anzeichen psychischer Belastung am Arbeitsplatz erkennen
Die Fähigkeit zur Früherkennung von psychischen Belastungssymptomen am Arbeitsplatz ist entscheidend, um potenzielle Krisen abzuwenden und präventiv zu handeln. Typische Anzeichen, die auf psychische Schwierigkeiten hindeuten können, sind etwa eine Zunahme von Fehlzeiten, eine plötzliche Verringerung der Arbeitsleistung oder sich häufende Konflikte innerhalb des Teams. Solche Warnsignale sollten nie ignoriert werden, da sie oft der Anfang einer Abwärtsspirale sein können, die nicht nur den Betroffenen in Mitleidenschaft zieht, sondern auch Auswirkungen auf die Produktivität und die Arbeitsatmosphäre hat. Ein bewusster Umgang und eine geschulte Wahrnehmung dieser Anzeichen durch Führungskräfte und Kollegen können dazu beitragen, frühzeitig Unterstützung anzubieten und langfristig die psychische Gesundheit im Unternehmen zu stärken.
Präventive Maßnahmen und Arbeitskultur: Schritte zur Förderung psychischer Gesundheit
Um der wachsenden Welle psychischer Belastungen am Arbeitsplatz effektiv zu begegnen, müssen Unternehmen nicht nur reaktiv handeln, sondern präventive Maßnahmen und eine Arbeitskultur etablieren, die das Wohl der Belegschaft in den Mittelpunkt stellen. Dies erfordert in der Praxis Flexibilität in der Arbeitsgestaltung, um den Mitarbeitern eine gesunde Work-Life-Balance zu ermöglichen, ebenso wie eine Limitierung von Überstunden, um Erschöpfungszuständen vorzubeugen. Innovative Betriebe bieten Schulungen und Workshops zum Thema Stressmanagement, Konfliktlösung und achtsamer Kommunikation an und schaffen Informationsveranstaltungen rund um das Thema psychische Gesundheit. Doch mehr noch: Die Herausbildung einer offenen, wertschätzenden Unternehmenskultur, in der psychische Belastungen kein Tabu, sondern Teil der normalen Gesundheitsvorsorge sind, ist wesentlich. Umsichtige Unternehmen betreiben Aufklärungsarbeit, bekämpfen Stigmatisierung und fördern einen sensiblen, empathischen Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz, um ein Umfeld des Vertrauens und der Unterstützung zu schaffen.
Rolle der Führungskräfte: Vorbildfunktion und Unterstützung
Die Vorbildfunktion und das aktive Engagement von Führungskräften sind entscheidend, wenn es darum geht, ein unterstützendes Umfeld für die psychische Gesundheit in einem Unternehmen zu schaffen. Eine effektive Führungsperson erkennt nicht nur die Bedürfnisse der Mitarbeiter, sondern handelt auch empathisch, proaktiv und kommuniziert offen über Themen der psychischen Gesundheit. Indem sie selbst ein Umfeld der Offenheit vorleben, in dem über Belastungen ohne Angst vor Repressalien gesprochen werden kann, signalisieren sie, dass das Wohlbefinden ihrer Teams Priorität hat. Das Verhalten der Führungskräfte hat direkten Einfluss darauf, wie Mitarbeiter mit ihren eigenen Herausforderungen umgehen und ob sie sich ermutigt fühlen, rechtzeitig um Unterstützung zu bitten. Für eine solche Kultur des Vertrauens ist es unerlässlich, dass die Leitfiguren im Betrieb sich kontinuierlich fortbilden und Strategien zur Stressbewältigung sowie zur Gesundheitsförderung sowohl für sich selbst als auch für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfolgen.
Umgang mit psychischer Belastung: Eine interne Beratung ist oft nicht zielführend
Die Wahrung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz stellt Unternehmen vor komplexe Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Effektivität interner Unterstützungsangebote. Interne Ansprechpartner, wie Personalentwickler oder Führungskräfte mit ergänzender Coaching-Ausbildung, mögen zwar gut gemeint sein, stoßen jedoch oft auf tief verwurzeltes Misstrauen seitens der Mitarbeiter. Die Befürchtungen, dass Informationen nicht vertraulich behandelt werden oder dass Interessenkonflikte, etwa durch Freundschaften mit der Geschäftsführung, vorliegen, können zu einer spürbaren Zurückhaltung bei der Inanspruchnahme interner Angebote führen. Diese Skepsis ist nicht unbegründet, da die Verbindung von internen Beratern zur Unternehmensführung eine objektive und neutrale Beratung potenziell untergraben kann. Hierin liegt die entscheidende Bedeutung externer Beratungsangebote. Sie sind von internen Machtstrukturen und Beziehungsgeflechten unabhängig, was ihnen eine objektive, unparteiische Stellung ermöglicht. Die Einbindung externer Coachingangebote ist daher nicht nur eine Ergänzung, sondern oft eine Notwendigkeit, um eine wirklich vertrauensvolle und effektive Unterstützung in Fragen der psychischen Gesundheit zu gewährleisten. Unternehmen, die diesen Schritt gehen, demonstrieren nicht nur eine ernsthafte Verpflichtung zur Fürsorge für ihre Mitarbeiter, sondern investieren auch in ein authentisches, gesundes Arbeitsumfeld, welches langfristig die Mitarbeiterbindung und -leistung fördert.
Fazit: langfristige Vorteile einer gesunden Belegschaft für Unternehmen
Die Bedeutung der psychischen Gesundheit in Unternehmen ist ein kritischer Faktor, der oft unterschätzt wird, aber weitreichende Auswirkungen hat. Die Zunahme von Krankheitstagen aufgrund psychischer Probleme verdeutlicht, wie essenziell das Wohlbefinden der Belegschaft für den Unternehmenserfolg ist. Gesunde Mitarbeiter sind nicht nur produktiver, sondern tragen auch maßgeblich zu Innovation und Wachstum bei. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz führen jedoch zu erheblichen Kosten, die sowohl direkte (z.B. Krankheitsausfälle) als auch indirekte (z.B. verschlechterte Teamdynamik) Auswirkungen haben. Frühzeitiges Erkennen und professionelles Gegensteuern sind daher unerlässlich.
Präventive Maßnahmen, wie eine flexible Arbeitsgestaltung und Schulungen in Stressmanagement, sind ebenso wichtig wie eine offene Unternehmenskultur, die psychische Gesundheit als Teil der normalen Gesundheitsvorsorge betrachtet. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle, indem sie Vorbildfunktion übernehmen und ein Umfeld schaffen, in dem über Belastungen offen gesprochen werden kann.
Zudem ist die Einbindung externer Beratungsangebote oft unerlässlich, um eine neutrale und effektive Unterstützung zu gewährleisten. Unternehmen, die in das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter investieren, schaffen nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld, sondern fördern auch langfristig Mitarbeiterbindung und -leistung.
Foto: Daria Schneider
Über die Autorin:
Daria Schneider ist interkulturelle systemische Beraterin, Persönlichkeitsdiagnostikerin und Coach. Sie verließ 2014 alleine ihr Heimatland, um eine gute Ausbildung zu erhalten und sich in Deutschland zu verwirklichen. Mit einer Vielzahl an facettenreichen Qualifikationen und zahlreichen Berufs- und Lebenserfahrungen machte sich Daria im Bereich der mehrsprachigen psychosozialen Beratung und Coaching selbstständig. Ihre Leidenschaft ist es, Individuen zu helfen, ein positives Lebens- und Arbeitsumfeld zu schaffen. Mit ihrer eigenen Geschichte betont sie, dass jeder Mensch, unabhängig von den Umständen, sein individuelles Potenzial entfalten und somit Verantwortung für sein eigenes Glück übernehmen kann.
Quelle: *https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/stress-arbeitsplatz.html
Mehr Informationen: https://www.dariaschneider.com/
Psychische Belastung – ein oft unterschätztes Risiko in Unternehmen
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