StartMeldungErwerbsmigration und deutsche Willkommenskultur

Erwerbsmigration und deutsche Willkommenskultur

Die Rekrutierung von Personal aus dem Ausland entwickelt sich zu einer viel zitierten Lösung hinsichtlich des Personal- und Fachkräftemangels. Doch während nahezu alle Beteiligten die wirtschaftliche Notwendigkeit von Erwerbsmigration anerkennen, stellen sich der europäische Rechtsruck ebenso wie eine fehlende Willkommenskultur gegenüber immigrierter Arbeitnehmenden einer geglückten Integration in Deutschland in den Weg.

Josélia Gärtner De Freitas ist Gründerin der MUE Careerbridge und damit Brückenbauerin zwischen deutschen Unternehmen und brasilianischen Arbeitskräften. Sie weiß, woran Zuwanderung in der Regel scheitert und wie wichtig die Übernahme sozialer Verantwortung auf Arbeitgeberseite ist. Gleichzeitig fragt sie sich: „Wo bleibt das Wir, wenn doch ausländische Fachkräfte unsere Wirtschaft stärken sollen?“

Herzlich willkommen?

Internationale Personalvermittlungen begleiten Erwerbsmigrant:innen vom Recruiting über die Teilnahme von Sprachkursen hin zum Erlangen des Visum – und im besten Fall auch noch darüber hinaus. So wissen die Expert:innen, dass der Kraftakt mit der Ankunft in Deutschland nicht endet, sondern gerade erst beginnt. Ausgrenzung, Sprachbarrieren sowie Misstrauen spielen hierbei entscheidende Rollen und stehen einer erfolgreichen Integration im Weg.

„Der Qualitätsanspruch im Personalbeschaffungsprozess kann noch so hoch sein – die deutsche ‚Willkommenskultur‘ dämpft häufig positive Erwartungen. Während die Arbeitsleistung willkommen ist, scheint ein Teil der Bevölkerung fast verwundert, dass diese Personen auch Part des sozialen und gesellschaftlichen Lebens sein wollen,“ spricht Josélia Gärtner De Freitas aus Erfahrung.

Wenn Menschen ihrem Heimatland den Rücken kehren, ihre Sprache und kulturelle Gewohnheiten zurücklassen, dann reisen auch immer Unsicherheiten mit im Gepäck. Nicht selten schwingt deshalb das Vorurteil mit, neue Mitbürger:innen würden sich nicht integrieren wollen. Diese hingegen stoßen an ihre emotionalen Grenzen, wenn sie beim Einleben keine Unterstützung erhalten. Im schlimmsten Fall ziehen die Arbeitskräfte nach wenigen Monaten wieder von dannen und der Arbeitgeber begegnet erneut der Herausforderung, fähige Angestellte rekrutieren zu müssen.

Das Netzwerk entscheidet

Um dem entgegenzuwirken, gilt es bei Bewerbungsprozessen über Kontinentalgrenzen hinweg, nicht nur einen Fit für das Jobprofil zu finden, sondern Kandidat:innen auch klar zu vermitteln, was auf sie zukommt: eine neue Sprache lernen, sich der Kultur anpassen und ein neues Umfeld aufbauen. Bilaterale Recruiter:innen vergewissern sich, dass die jeweiligen Arbeitskräfte gewillt sind, dieses große Commitment einzugehen. Im gleichen Zuge müssen Unternehmen und Betriebe ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und ein Umfeld schaffen, das ausländische Mitarbeitende auffängt.

Ein gutes Netzwerk im Ausland ist für Personalvermittlungen daher unabkömmlich. „Personen, die selbst Teil beider Kulturen sind, wissen in der Regel, worauf es bei Bewerber:innen ankommt,“ weiß die Gründerin. Auch in Deutschland brauchen Neuankömmlinge gute Beziehungen für die Anfangszeit, um sich zurechtzufinden. Doch häufig fehlt es an Verständnis dafür, dass das nicht von heute auf morgen passiert.

Ein Appell!

„Ängste spielen beim Thema Migration auf allen Seiten eine große Rolle und spalten in Situationen, in denen das Wir am wichtigsten ist,“ erklärt die Gründerin der MUE Careerbridge. Der aktuelle Personalnotstand steht einer florierenden Wirtschaft im Weg – und damit auch dem Ausbau neuer Arbeitsplätze. Unternehmen, die in internationaler Personalvermittlung eine Chance erkennen, müssen ihren Teil zur Integration beitragen. Dazu gehört nicht nur Vielfalt auf dem Papier zu predigen, sondern auch die eigenen Mitarbeitenden dazu anzuhalten, eine offene Willkommenskultur zu gestalten.

Paten für die ersten Wochen beiseite zu stellen und darüber hinaus zu unterstützen, baut Berührungsängste ab und hilft beiden Seiten, sich der neuen Situation zu öffnen. „Kultur kann faktisch nicht schon im anderen Land oder in der Theorie erlernt werden. Neben dem Abbau von bürokratischen Hürden baucht es für eine gelungene Integration Wertschätzung und Toleranz“, betont Josélia Gärtner De Freitas.

Bild Josélia Gärtner De Freitas vermittelt Fach- und Arbeitskräfte zwischen Brasilien und Deutschland.
(Credits: Josélia Gärtner De Freitas)

Quelle Borgmeier Media Gruppe GmbH

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