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Interview Liquid Labs

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In unserem heutigen Interview, treffen wir die Gründer: Paul Jozefak (*1975) und Michael Backes (*1977). Beide gründeten die Liquid Labs GmbH im Jahr 2012.

Starten wir mit der Kurzbeschreibung:

Die Liquid Labs GmbH ist ein Innovationslabor für neue Firmen und Produkte aus dem Bereich Finanztechnologie. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg vereint alle Prozesse der Unternehmensgründung unter einem Dach: von der Finanzierung über den Unternehmensaufbau und einer effizienten Entwicklung bis hin zum Prototypen. Die Liquid Labs GmbH ist eine unabhängige Plattform, die derzeit von der Otto Group finanziert wird und im Februar 2012 von Paul Jozefak und Michael Backes gegründet wurde. Weitere Informationen unter www.liquidlabs.de.

 Fragen:

1)    Kurz und knapp die Geschäftsidee hinter Liquid Labs?

Liquid Labs versteht sich als Alternative zu bisherigen Venture-Capital-Modellen: Statt Start-ups lediglich zu finanzieren, bieten wir Gründern die Möglichkeit, ihre Ideen voranzutreiben und bewusst Innovationen zu generieren. Das Besondere dabei ist, dass Gründer und Start-up-Mitarbeiter bei der Liquid Labs GmbH angestellt sind, so dass sie sich voll auf das Produkt und den Unternehmensaufbau konzentrieren können. Pro Jahr streben wir an, in unserem Innovationslabor drei bis vier Unternehmen aufzubauen – mit einer Investitionssumme von jeweils 250.000 Euro pro Projekt. Derzeit liegt unser Fokus auf dem Innovationsbereich Finanzdienstleistungen, aus dem unter anderem das Unternehmen Device Ident entstanden ist. Zudem arbeiten wir an einem weiteren Bereich, der sich schon bald vermehrt um den internationalen Handel kümmern wird.

 2)    Vor der Existenzgründung …

  1. …war Paul bis 2012 als Managing Partner bei Neuhaus Partners verantwortlich. Zuvor war er ab 2001 Head of SAP Ventures Europe. Zudem war er bei Davis Polk & Wardwell, einer der führenden internationalen Großkanzleien und Andersen Consulting in den Bereichen Software, Telekommunikation und Versorgungswirtschaft tätig. Insgesamt blickt er auf mehr als 15 Jahre Berufserfahrung in der Venture Capital Branche zurück und hat auch selbst Unternehmen gegründet.
  2. …war Michael unter anderem bei eVenture Capital Partners, der Start-up Investmentgruppe von Otto und bei BayTech Venture Capital tätig, wo er Unternehmen aus dem Life Science & Technology Bereich unterstützte. Davor gründete er NCompass, einen Dienstleister für interaktive Multimedia Services. Insgesamt sammelte Michael mehr als 14 Jahre Erfahrung in der Technologiebranche.

 3)    Wodurch verdient Liquid Labs Geld?

Mit dem Verkauf der erfolgreichen Unternehmen: Sobald Firmen von Liquid Labs ausgegliedert werden, trennen sie sich entweder von uns, werden zu einer 100-prozentigen Tochter der Otto Gruppe oder werden mit anderen Abteilungen zusammengeführt. 
Unsere Unternehmen haben zudem die Möglichkeit, sich externer Finanzierungen zu bedienen oder sich vollständig zum Verkauf anzubieten, sobald sie sich von uns getrennt haben. Die Otto Gruppe behält sich jedoch das Recht vor, bei Interesse zuvor eine Förderung oder einen Kauf des Unternehmens durchzuführen. Eigenkapital (oder üblicherweise auch Phantomaktien oder Umsatzbeteiligungsmodelle) werden übertragen, wenn eine Firma Liquid Labs verlässt. Das motiviert unsere Teamleiter dazu, eine Ausgliederung auch anzustreben. Sie „verdienen“ ihr Eigenkapital während sie bei uns arbeiten, ohne dabei vorab eigenes Geld investieren zu müssen. Um ihren Eigenanteil jedoch zu „ernten“, müssen sie ihr Unternehmen erfolgreich aus Liquid Labs herauslösen. Sobald sie sich ausgründen, wird individuell entschieden, aber der Gründer verpflichtet sich üblicherweise mindestens für ein Jahr gegenüber dem Unternehmen, wenn nicht sogar länger.

 4)    Wie bzw. wodurch verändert Liquid Labs die Entrepreneur-Szene?

Liquid Labs fördert mit seinem Konzept die Zusammenarbeit von Unternehmen untereinander, um von gemeinsamen Erfahrungen im direkten Austausch zu profitieren. Dabei hat das Innovationslabor keine Angst vor neuen Ideen, wie gewagt sie auch erscheinen mögen. Erweist sich ein Konzept als nicht erfolgreich, reagiert Liquid Labs entsprechend, auch wenn dies eventuell das Ende eines Projektes bedeutet. Zudem versteht sich Liquid Labs als Unternehmen, misst seinen Erfolg aber an der Förderung von „Innovation“ und nicht an finanziellen Erlösen wie es VCs, Inkubatoren und Business Angels tun.

 5)    Woher stammte das Kapital zur Gründung?

Liquid Labs ist unabhängig und gehört als Tochter aber zu 100 Prozent zur Otto Group.

 6)    Welche Offline-Netzwerke könnt ihr für eure Branche empfehlen?

Da wir beide zwischen 15 und 20 Jahren Erfahrung in den Branchen Technologie, Venture Capital, Unternehmensberatung und Recht haben, verfügen wir über ein sehr vielfältiges und großes Netzwerk – sowohl online als auch offline. Für den Aufbau von Offline-Netzwerken empfehlen wir vor allem auf themenspezifische Tech-Konferenzen zu setzen: Dazu zählen für uns die Finovate, die sich auf innovative Ideen im FinTech spezialisiert, sowie den TechCrunch Disrupt, LeWeb in Paris und The Summit in Dublin, die für das Netzwerken mit hochrangigen VCs, Medien und Digital Influencers geeignet sind. Auf nationaler Ebene legen wir die NEXT in Berlin nahe, um Kontakte in der Tech-Branche zu knüpfen. Bei Liquid Labs haben wir das Glück, Zugang zum gesamten Netzwerk der Otto Group zu haben und dadurch theoretisch die Möglichkeit, mit mehr als 120 Tochterunternehmen weltweit plus Partner der Gruppe zusammenzuarbeiten.Als Gründer ist es generell immer wichtig, sich in der Szene und der Branche zu vernetzen. Mit etwas Glück trifft man in entspannter Atmosphäre auf die richtigen VCs und kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

 7)    Welchen Fehler sollten Neugründer nicht machen?

Den falschen Partner auszuwählen – sowohl Investoren als auch Unternehmenspartner. Neugründer sollten sich nicht mit dem Zweitbesten zufrieden geben und nie vergessen, dass B-Player immer C-Player engagieren. Nur A-Player ziehen auch A-Talente an. Das gleiche gilt für die VCs. Gründer sollten mit demjenigen zusammen arbeiten, zu dem sie den besten Draht haben – sofern sie sich für die Risikokapital-Variante entscheiden. Manchmal geht es nicht um die beste Bewertung, sondern einfach um die beste Beziehung zueinander. Zudem sollten Gründer immer an ihre Kunden denken, denn sie sind das Herzstück jedes Unternehmens. Sie sollten deren Kritik ernst nehmen, denn erst dadurch werden Ideen überhaupt erst erfolgreich.

 8)    Wer genau ist eure Zielgruppe?

In erster Linie suchen wir nach Talenten aus der Start-up-Welt: Von Gründern über Technikexperten bis hin zu Geschäftsleuten.

 9)    Wie viel Prozent eures Umsatzes generiert ihr über Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter etc.?

Wir pflegen unsere Marke online und sind unter anderem bei Twitter, Facebook und LinkedIn aktiv, aber das steht für uns nicht an erster Stelle. Paul bloggt auch regelmäßig in seinem Blog Babbling VC durch den viele Kontakte entstehen. Social Media nutzen wir als ergänzendes Werkzeug zum Beispiele für Recruiting oder um persönliche Einblicke in den Liquid Labs Alltag zu geben, aber ansonsten kommunizieren wir direkt mit unseren Unternehmen und Partnern.

 10) Was unterscheidet euch von euren Mitbewerbern?

Unser größtes Unterscheidungsmerkmal ist, dass unsere Gründer beim Start ihres Unternehmens weder eigenes Kapital stellen noch riskieren müssen. Hinzukommt eine sehr wettbewerbsfähige Vergütung, mit der Möglichkeit auf Eigenkapital oder Gewinn- bzw. Kapitalbeteiligung nach der Ausgliederung von Liquid Labs. Wir bieten allen Gründern die Option, unsere Servicestrukturen zu nutzen, die neben der Finanzierung auch tägliche Beratung und Austausch mit anderen, erfahrenen Akteuren aus gleichen Bereichen beinhaltet. Weiterhin haben wir den direkten Draht zum Kundengeschäft – dies erlaubt es unseren Gründern, einfach erste „Konsumenten“ zu finden und ihr Unternehmensmodell beziehungsweise Produkt in der „realen Welt“ zu testen. Zu guter Letzt müssen wir uns keine Sorgen darüber machen, möglichst wenig Geld zu investieren. 250.000 Euro allein für die Entwicklung ist ein hoher Etat, um Produkte zu testen. Unsere Budgets erlauben es unseren Gründern, schnell herauszufinden, ob ein Produkt oder eine Idee Potenzial hat oder nicht und entsprechend darauf zu reagieren. Zudem lernen unsere Gründer auch sehr schnell, ob sie Unternehmer sein möchten oder ob das eventuell nichts für sie ist.

 11) Welche Veranstaltungen/Seminare/Messen/Coaches haben euch weitergeholfen?

Wir haben uns auf sehr spezifische Events konzentriert, die einen guten Querschnitt der für uns relevanten Branche abbilden. Unabhängig davon ob die Veranstaltungen nun besonders groß oder klein sind, so sind wir also zu branchenrelevanten Konferenzen wie Money2020 oder die Finovate gegangen. Allgemein sollte bei jedem Event die Vernetzung mit anderen Experten aus derselben Branche im Vordergrund stehen. Willkürliches vernetzen mit anderen VCs oder Start-ups mag ein netter Zeitvertreib sein, doch es bringt weder neue Kunden noch treibt es das eigene Geschäft voran. Messen haben sich für uns als wichtig erwiesen, um Trends zu verfolgen und Kontakte zu knüpfen. Im Idealfall können wir solche Möglichkeiten dafür nutzen, um unser Geschäft voranzutreiben. Wir sehen uns aber auch selbst mehr als „Coaches“ für unsere Portfoliofirmen und vermitteln daher auf Konferenzen und Messen gern Wissen, welches anderen hilfreich sein könnte.

Vielen Dank für das Interview.

Stefan Kny
Stefan Knyhttps://www.gruendermetropole-berlin.de
Stefan Kny schreibt über ausgewählte Startupthemen und Artikel, die Startups Wissen vermitteln sollen. Stefan ist Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Paul F. Kontakt: stefan(at)gruendermetropole-berlin.de
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