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Schulkinder lernen Latein an der Humboldt-Universität

Von Claudia Sentürk, Schulleiterin der Academia Linguae

„Gallia est omnis divisa in partes tres” – Ein solcher Gesprächseinstieg galt noch bis vor wenigen Jahren als sicherer Kommunikationskiller. Dem Schulfach Latein hafteten Staub und Marmortrümmer vergangener Jahrtausende an. „Tote Sprache“ – mehr musste man dazu nicht sagen.

In der Tat schien Latein in den letzten Jahrzehnten immer weiter auf dem Rückzug zu sein. Vor dem Hintergrund von Globalisierung und Digitalisierung schienen Englisch und Spanisch attraktiver, Wirtschaftskenntnisse sinnvoller als lateinische Grammatik. 

Umso böser war dann mitunter das Erwachen, wenn Studenten sich für Fächer wie Romanistik, Germanistik oder auch Geschichte einschrieben und je nach Bundesland das Große Latinum – oder zumindest Lateinkenntnisse vorweisen mussten. Geplante Lehramtskarrieren mussten dann entweder verworfen – oder die Sprache Caesars mühsam im Selbststudium angeeignet werden. Nicht jeder hält diese Doppelbelastung durch.

Indiana Jones in Rom

Private Sprachschulen versuchen, dieses ausgetrocknete Feld des Bildungssektors seit Jahren wiederzubeleben – mit neuen Ansätzen und fern jedes Kathederstaubs. In Berlin finden diese privat organisierten Kurse etwa in den Räumlichkeiten auf dem Campus Mitte der Humboldt-Universität statt. Ob Intensivkurs „Latein in 4 Wochen – von Null auf Latinum“, Online-Kurse, die besonders während der Corona-Pandemie boomten, bis hin zu Sprachcamps für Kinder – Latein scheint sich gerade bei Jüngeren wieder eines verstärkten Zuspruchs zu erfreuen: „Latein ist mehr als nur eine Sprache. Latein ist der Schlüssel einer untergegangenen Hochkultur. Wenn Sie in Italien in den Ferien sind, müssen sie nicht zwingend Italienisch sprechen, um sich ein Eis kaufen zu können, aber wenn Sie vor dem Titusbogen in Rom stehen, können Sie schon mit Grundkenntnissen den ungefähren Sinn der Inschrift erfassen. Das hat schon was von Indiana Jones“, findet Lateinlehrer Lukas Schurbaum.

Schurbaum hatte zuletzt in den Osterferien Schüler unterrichtet. Er findet es nicht seltsam, dass Siebt- bis Zehntklässler anstatt auf dem Mountainbike durch den Spreewald zu fahren, sich ausgerechnet in den Osterferien an die Schulbank zu setzen, um Latein zu lernen. Im Gegenteil: „Sprachcamps bieten vor allem für Nicht-Lateiner eine hervorragende Möglichkeit, in die Welt der Antike abzutauchen“, so Schurbaum. Das daraus resultierende Suchtpotential ist durchaus erwünscht, vor allem bei den Eltern: „Viele spekulieren auf bessere Noten ihrer Kinder und haben dabei schon den potentiellen Medizin-Studienplatz im Kopf, für die Kinder und Jugendlichen geht es hingegen in erster Linie um den Spaßfaktor und das spielerische Lernen“, ergänzt Schurbaum. Das bedeutet: Gleichgesinnte treffen und Latein-Grammatik vielleicht mal aus einer ganz anderen Perspektive erklärt bekommen. 

Bei der Befragung der Schüler nach dem Grund ihres Besuchs des Lateincamps erhielt man zwei ganz unterschiedliche Formen von Antworten: Während die einen in ihre Zukunft blickten und den Wert der Lateinkenntnisse für das Studium unterstreichen, begeistern sich andere mehr für Mythologie und Geschichte der Römer. Oder wie es eine Schülerin etwa unorthodox ausdrückte: „Latein ist cool, weil es eine Sprache ist, die nicht jeder kann und deshalb ist es krass!“ Num quid ultra dici potest? (Dem ist nichts mehr hinzuzufügen).

Das nächste Lateincamp in Berlin findet vom 21. – 25. April 2025 statt:
https://academia-linguae.de/lateincamps-fuer-schueler/

Autorin: Claudia Sentürk ist Mitbegründerin und Leiterin der deutschlandweit tätigen Sprachschule Academia Linguae mit Sitz in Frankfurt. Studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie an der Universität in Heidelberg. Musste im Rahmen ihres Studiums das Latinum nachholen und erfuhr am eigenen Leib, was es bedeutet, unter enormen Zeitdruck Latein zu lernen. Bevor sie die Leitung der Academia Linguae übernahm, arbeitete Claudia Sentürk bei renommierten Sprachschulen und an der Universität in Frankfurt.

Schulkinder lernen Latein an der Humboldt-Universität

Foto/Quelle: Academia Linguae

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