Seit diesem Jahr begeistert die junge Unterwäsche-Marke Buttz mit ihrem minimalistischen Design und ihrer Fokussierung auf Langlebigkeit. Buttz-Gründerin Toyah Diebel, erfolgreiche Unternehmerin, Podcasterin und Social Media Persönlichkeit, erkannte die Notwendigkeit einer Veränderung in der Welt der Unterwäsche und startete mit ihrer Vision von bequemer und moderner Wäsche durch.
Im Interview spricht Toyah Diebel darüber, wie sie durch Unzufriedenheit mit der bestehenden Unterwäsche-Industrie die Idee hatte, das Unternehmen Buttz zu gründen. Zudem teilt sie ihre Vision von einer neuen Bildsprache und möchte mit der Marke Buttz ein Körperbewusstsein fördern, das Frauen ermutigt und ihnen Selbstvertrauen schenkt, unabhängig von gängigen Schönheitsidealen. Das Interview stellen wir Ihnen gern zur lizenzfreien Verwendung zur Verfügung.
Was hat dich dazu inspiriert, Buttz zu gründen? Gab es ein persönliches Erlebnis oder einen bestimmten Moment, der dich dazu motiviert hat?
Toyah Diebel: Die Idee, Buttz ins Leben zu rufen, hatte ich letztes Jahr im September. Auf der Suche nach passenden Unterhosen fühlte ich mich sprichwörtlich von der Welt der Unterwäsche in den Po gekniffen. Mit keiner der zahlreichen – vor allem deutschen – Brands konnte ich mich so richtig identifizieren und wohlfühlen. Warum also nicht einfach selbst machen? Buttz war geboren, und ich endlich am Arsch.
Buttz hat eine minimalistische Design-Ästhetik und setzt auf innovative Fasern. Warum war es euch wichtig, Unterwäsche zu entwickeln, die nicht einschneidet und der Haut schmeichelt?
Toyah Diebel: Die Frage stellt sich mir eher, warum ist das nicht allen wichtig? Ich habe nie verstanden, warum Zettel in Unterhosen sein müssen. Wir tragen jeden Tag Unterhosen, manche sogar nachts. Für mich muss das ein Produkt sein, das man wirklich gerne trägt und nicht darauf wartet, es endlich ausziehen zu können. Dazu kommt, dass kneifende Unterhosen an sich ein schlechtes Körpergefühl erzeugen – und das will doch wirklich keiner.
Wie integrierst du Nachhaltigkeit in die Produktion der Unterwäsche und welche Materialien werden verwendet?
Toyah Diebel: Wir achten auf kleine Kollektionen, die nicht ständig wechseln. Dazu verwenden wir Materialien, die der Umwelt möglichst wenig schaden. Mein liebstes Material ist derzeit Modal. Eine Faser, die aus Holzabfällen aus der Industrie gewonnen wird. Aber auch unsere Buttz aus recyceltem Nylon ist für mich ein Game-Changer. Neben der Produktion an sich versuchen wir aber vor allem, Retouren neu zu denken. Ein großer Pain Point in der Fashion-Industrie, weil es unfassbar aufwändig ist, Textilien und vor allem Unterwäsche neu aufzubereiten. Wir schmeißen retournierte Buttz selbstverständlich nicht weg oder schreddern sie gar. Wir arbeiten aktuell an einem Second-Life-Modell, das hoffentlich bald realisiert werden kann.
Warum hast du dich für diesen Ansatz entschieden und wie unterstützt er eure Vision von Slow Fashion?
Toyah Diebel: Wir retten mit Buttz nicht die Welt. Ich sage das so provokativ, weil mich Greenwashing ohne Ende nervt und ich nicht verstehen kann, wie Firmen das Thema Nachhaltigkeit teils auf absurdeste Weise für Marketingzwecke versuchen auszuschlachten. Fakt ist: Wir versuchen möglichst viel richtig zu machen und müssen einfach stets daran arbeiten, einen gewissen Anspruch zu erhalten und diesen weiterzuentwickeln. Ich weiß gar nicht, ob wir Slow Fashion machen. Ich hinterfrage einfach die Masse an Konsum in der heutigen Zeit. Wir sind die Generation „Amazon“. Viele Produkte schnell und günstig besitzen. Das kann einfach nicht nachhaltig sein, auch nicht für Buttz.
Welches Feedback habt ihr bisher von den Kundinnen erhalten?
Toyah Diebel: Viele Frauen haben über eine sehr lange Zeit vermittelt bekommen, dass ihr Körper möglichst schlank und trainiert sein muss, um attraktiv zu sein. On top soll er seidig-matt glänzen, keine Unebenheiten oder Haare aufzeigen. Das macht wirklich viel mit einem, mit mir auch. Zwar habe ich einen klaren, ästhetischen Anspruch, möchte aber keineswegs Schönheitsideale generieren, die für wahrscheinlich 99 Prozent von uns unerreichbar sind. Mich berührt es, wenn Frauen erzählen, dass sie sich mit unserer Brand identifizieren können und sich nicht ausgegrenzt fühlen. Das ist wunderbar.
Du selbst bist bereits eine erfolgreiche Unternehmerin und mit Projekten wie Milf Cosmetics und dem Milf Shop unterwegs. Was unterscheidet Buttz von deinen bisherigen Unternehmungen?
Toyah Diebel: Milf Cosmetics habe ich gerade eingestampft, das war bitter. Das Bauchöl und Dammöl sind Naturkosmetik, das ein sehr begrenztes MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) hat. Wir haben es nicht geschafft, die gesamte Ware regelmäßig und schnell unter die Leute zu bringen, was dazu führte, dass wir viele Produkte spenden und verschenken mussten. Edel, aber kein gutes Geschäftsmodell. Nichtsdestotrotz ist Milf Cosmetics der Grundstein des Milf Shops gewesen, dieser wiederum für Buttz. Es ist also ein Ausprobieren, Scheitern und Weitermachen. Ich würde behaupten, dass Buttz mein bisher bestes Projekt ist, konzeptionell gut durchdacht, mit einer klaren Strategie und Vision. Das macht unfassbar Spaß.
Du bist nicht nur Unternehmerin, sondern auch Podcasterin, Autorin und Social Media Persönlichkeit. Wie schaffst du es, all diese verschiedenen Rollen unter einen Hut zu bringen?
Toyah Diebel: Ich bin unglaublich sprunghaft, auch als Kind schon gewesen. Ich habe eine Ausbildung, ein Studium und zwei Praktika abgebrochen. Ich bin ständig zwischen den Branchen hin und her gesprungen. Ich tue mich einfach schwer, einen Beruf zu finden, weswegen ich mich ständig ausprobieren muss. Natürlich falle ich auch regelmäßig auf die Nase. Manche Dinge kann ich besser, manche schlechter. Auf mich trifft wohl am ehesten der Begriff „Unternehmerin“ zu, denn ich unternehme Dinge. So zumindest lege ich mir diese verschiedenen Rollen zurecht.
Was möchtest du Frauen mit Buttz vermitteln, und welchen Einfluss möchtest du mit der Marke auf das Körperbewusstsein und das Selbstvertrauen der Frauen haben?
Toyah Diebel: Frauen sollen Unterwäsche vor allem für sich selbst tragen dürfen und nicht, weil sie anderen gefallen müssen. Ich möchte, dass sich Frauen, egal mit welcher Körperform, bei uns wohlfühlen. Dazu ist mein Wunsch, die bisherige Bildsprache rund um Unterwäsche auf den Kopf zu stellen: weg von der Verniedlichung und Sexualisierung von weiblichen Körpern. Hin zu einer Ästhetik, die Frauen ermutigt und sich gut fühlen lässt.
Bild Copyright: Delia Baum
Quelle macheete