Ombretta Signori, Head of Macroeconomic Research and Strategy bei Ofi Invest Asset Management kommentiert die gestrige EZB-Sitzung wie folgt:
„Die gestrige EZB-Entscheidung entsprach den Erwartungen: Die drei Zinssätze wurden um 25 Basispunkte angehoben und die Reinvestitionen des APP-Programms (nicht des PEPP) werden ab Juli eingestellt. Darüber hinaus deuteten die jüngsten Äußerungen der EZB-Direktorin Isabel Schnabel auf die Entscheidung hin, die Quantitative Straffung zu beschleunigen.
Hierbei ist wichtig festzuhalten, dass sich die Prämie für langlaufende Anleihen im Euroraum im letzten Jahr bereits normalisiert hat. Dies spiegelt jedoch wahrscheinlich eine größere Unsicherheit über die Inflation und die Geldpolitik wider und nicht nur die Auswirkungen der Quantitativen Straffung.
Wie schon im März hat die EZB jegliche Festlegung für die Zukunft vermieden, um die sich laufend verändernden Wirtschaftsdaten in ihre Entscheidungen einbeziehen zu können. Wir denken jedoch, dass weitere Zinsstraffungen im Juni und eventuell auch im Juli um jeweils 25 Basispunkte möglich sind. Die Kerninflation erweist sich nämlich als hartnäckiger als erwartet und die Lohnsteigerungen haben das Niveau der Inflation selbst noch nicht überschritten.
Die Dienstleistungsinflation ist eng mit der Lohndynamik verknüpft, und sie wird wahrscheinlich die letzte Komponente sein, die zurückgehen wird. Eine Kerninflation, die in diesem und im nächsten Jahr deutlich über 2 Prozent liegen dürfte, rechtfertigt, dass die Leitzinsen nach dem Erreichen eines Höchststandes in diesem Sommer möglicherweise bei 3,75 Prozent noch für längere Zeit unverändert bleiben werden.“
Weitere Zinsschritte im Juni und Juli wahrscheinlich
Foto von Ombretta Signori (Quelle: Ofi Invest Asset Management)
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