StartMeldungEnergiewende und Private Debt: Infrastrukturanleihen bieten 2024 viel Potenzial

Energiewende und Private Debt: Infrastrukturanleihen bieten 2024 viel Potenzial

Der nachhaltige Umbau der globalen Wirtschaft eröffnet Anlegern in Private Debt vielfältige Renditemöglichkeiten – und Infrastrukturanleihen sind hierfür ein besonders interessantes Instrument. Wo 2024 das größte Potenzial besteht und welche Fallstricke und Risiken Investoren beachten sollten, erläutern Stéphanie Passet und Vincent Guillaume vom Infrastructure Debt Team bei BNP Paribas Asset Management.

Im Jahr 2023 haben Infrastrukturanleihen bewiesen, dass sie in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld eine robuste Performance liefern können. Auch 2024 bietet die Anlageklasse Anlegern vielversprechende Rendite- und Ertragschancen sowie vielfältige Möglichkeiten, den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu unterstützen.

Widerstandsfähigkeit, starke Pipeline und attraktive absolute Renditen

Das vergangene Jahr war durch Volatilität, steigende Zinsen, hohe Inflation und geopolitische Spannungen geprägt. Doch selbst in diesem makroökonomischen Umfeld haben sich Infrastrukturanleihen als widerstandsfähige Lösung für Anleger bewährt, die auf der Suche nach langfristigen Erträgen, stabilen Cashflows und Diversifizierung gegenüber anderen Anlageklassen sind. Die Performance war im Jahr 2023 in allen Sektoren stark, mit einigen Ausnahmen in Märkten, in denen die Investitionskosten besonders stark gestiegen sind.

Mit Blick auf die Zukunft ist die Anlageklasse der Infrastrukturanleihen unserer Ansicht nach gut aufgestellt, um die anhaltende Unsicherheit im Jahr 2024 zu überstehen: dank der vertraglich festgelegten Einnahmen, der starken Regulierung und der Fähigkeit der Emittenten aus dem Infrastrukturbereich, inflationsbedingte Kosten an Verbraucher weiterzugeben. Zwar hat sich die Verlangsamung der Fusions- und Übernahmeaktivitäten auf die Eigenkapitalprojekte ausgewirkt, die Pipeline bei Fremdkapital bleibt jedoch stark. Die Unternehmen versuchen, Investitionspläne zu finanzieren und neue Möglichkeiten zu erschließen, und wir beobachten infolgedessen erhebliche Refinanzierungsaktivitäten. Die Nachfrage wird von den Megatrends Energiewende, sauberer Transport und Digitalisierung angetrieben. Diese benötigen einen umfangreichen Ausbau der Infrastrukturen in Europa und auf der ganzen Welt – daher dürfte der Markt in den kommenden Monaten und Jahren weiter expandieren und Anlegern eine Fülle potenzieller Projekte zur Finanzierung bieten.

Mit dem Wachstum der Anlageklasse eröffnet sich Anlegern ein wachsendes Spektrum an Investmentmöglichkeiten – von vorrangig besicherten bis hin zu nachrangigen Schuldtiteln. Höhere Zinssätze bedeuten, dass Infrastrukturanleihen jetzt attraktive absolute Renditen bieten können. Im Segment der nachrangigen Schuldtitel liegen die Renditen auf einem Niveau, das mit dem von Kerninfrastrukturaktien vergleichbar ist. Das deutet darauf hin, dass die Umschichtung in diese Anlageklasse ein anhaltender Trend sein könnte. In der Zwischenzeit bleiben vorrangige Schuldtitel dank ihrer positiven Illiquiditätsprämie ein effektiver Diversifikator für traditionelle festverzinsliche Wertpapiere

Ein Markt am Wendepunkt

Wir glauben, dass sich der Markt für Infrastrukturanleihen an einem Wendepunkt befindet. Investoren in Europa und zunehmend auch weltweit erkennen die Notwendigkeit privaten Kapitals, um die Netto-Null-Ziele zu erreichen, und richten ihr Augenmerkt verstärkt auf kohlenstoffarme Investments. Dass Infrastrukturanleihen nachhaltige Eigenschaften besitzen und zum Klimaschutz beitragen, dürfte auch im Jahr 2024 ein wichtiges Investitionskriterium bleiben.

Erneuerbare Energien sind ein wichtiger Teil des Puzzles, aber alle Arten von Infrastruktur müssen kohlenstoffarm oder -frei werden – vom Verkehr bis zum Ausstieg aus der Kohle im Versorgungsmix. Die ersten Projekte zur Kohlendioxidabscheidung und -speicherung kommen allmählich auf den Markt und müssen finanziert werden. Interessante frühe Möglichkeiten sehen wir in den Wertschöpfungsketten der Batteriespeichertechnologie und des grünen Wasserstoffs.

Neben dem Klimawandel treten aber auch neue Nachhaltigkeitsthemen auf den Plan. Der Schutz der biologischen Vielfalt und des Naturkapitals wird bei der Analyse neuer Projekte immer wichtiger. Auch Kreislaufwirtschaft und Recycling gewinnen zunehmend an Bedeutung, etwa bei der Projektplanung, um den Einsatz von Rohstoffen zu minimieren und die Wiederverwendung von Materialien am Ende der Lebensdauer der Anlage zu optimieren. Aber auch als Investment bietet Kreislaufwirtschaft eine Fülle an Möglichkeiten.

Risiken: Investitionskosten und neue Geschäftsmodelle

Obwohl das Umfeld für Infrastrukturfinanzierung günstig ist, gibt es einige Herausforderungen. Vor dem Hintergrund höherer Investitionskosten ist bei der Rentabilität von Projekten größere Vorsicht geboten. So sind beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien die Kosten für die Herstellung einer Windturbine oder einer Photovoltaikanlage stark gestiegen. Die Kreditgeber müssen daher sehr selektiv vorgehen und sicherstellen, dass die Projekte ausreichende Erträge und stabile Cashflows erwirtschaften können, um die höheren Kosten zu kompensieren. Dank der reichhaltigen Projektpipeline haben Investoren jedoch genug Möglichkeiten, wählerisch zu sein.

Viele der derzeitigen Investmentmöglichkeiten liegen im Bereich der neuen Technologien – und Kreditgeber benötigen die Ressourcen und das Fachwissen, um komplexe Projekte zu bewerten und dabei das Risikoprofil angemessen zu beurteilen. Investoren müssen die gesamte Wertschöpfungskette von der Technologie über die Marktforschung bis hin zur Einkommenserzielung analysieren und maßgeschneiderte Finanzierungslösungen anbieten können, die auf neu entstehende Geschäftsmodelle abgestimmt sind. Wer dazu in der Lage ist, kann proaktiv investieren und Chancen in der Frühphase nutzen, um das beste Risiko-Rendite-Verhältnis zu erzielen.

Schnelle Marktinnovation

Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft schafft für Private-Debt-Anleger nicht nur neue Vermögenswerte und Investitionsökosysteme. Der Markt für Infrastrukturanleihen ist außerdem durch eine schnelle Produktinnovation geprägt. Die Vermögensverwalter entwickeln immer mehr thematische Fonds, die sich auf bestimmte Sektoren und Anlagethemen konzentrieren. Gleichzeitig erhalten Investoren durch die zunehmende Verfügbarkeit von Schuldtiteln im Sub-Investment-Grade-Segment die Möglichkeit, Anlagen mit einem gewissen Entwicklungsrisiko zu finanzieren – im Gegensatz zu Projekten, die bereits fertiggestellt sind.

Einen wichtigen Innovationstreiber stellt die Regulierung dar. In Europa wird die jüngste Version der europäischen Verordnung über langfristige nicht-börsengehandelte Investmentfonds (European long-term Investment Funds, kurz: ELTIF 2.0) Privatanlegern erstmals den Zugang zu dieser Anlageklasse ermöglichen. Dieser sich abzeichnende Trend bedeutet, dass die Produktstrukturen weiterentwickelt werden müssen, um zusätzliche Liquidität zu bieten und gleichzeitig die traditionellen „Buy-and-Hold“-Eigenschaften von Infrastrukturanleihen zu berücksichtigen.

Ein weiterer Bereich der Innovation ist die künstliche Intelligenz (KI). Die Digitalisierung hat die Entwicklung von Infrastrukturanlagen seit langem vorangetrieben. KI dürfte diesen Trend enorm beschleunigen, denn sie ermöglicht neue Lösungen sowie die Gestaltung und Nutzung von Infrastrukturanlagen und optimiert die Verwaltung von Daten. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: In der Energieversorgung beispielsweise kann die KI-Technologie den Energieverbrauch optimieren, um Skaleneffekte zu erzielen, und Effizienzgewinne beim Management des Stromerzeugungsnetzes identifizieren. Für 2024 und darüber hinaus erwarten wir, dass KI den Bau besserer, effizienterer und umweltfreundlicherer Anlagen in der gesamten Anlagenklasse unterstützen wird.

Bild:Stéphanie Passet vom Infrastructure Debt Team bei BNP Paribas Asset Management

Quelle:BNP Paribas Asset Management.

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