Bloomy Days ist ein Blumenabodienst, der regelmäßig frische Schnittblumen liefert. Die Gründerin Franziska von Hardenberg gilt als eine der Vorzeigefrauen der Berliner Szene, die im März 2015 eine Series-A-Finanzierungsrunde im siebenstelligen Bereich abschließen konnte. Noch 2015 soll eine Series B folgen.
Zum Valentinstag erzeugte sie viel Aufmerksamkeit und Kritik mit 200 Plakaten in Berlin, auf denen erotisch anmutende Mohnblumen mit dem Claim „Je schöner die Blumen, desto schöner das Dankeschön“ zu sehen waren – Zielgruppe Männer. Umsatzerfolg: enorm.
Wie entstand die Idee zu deinem Startup? Auf welche pain wurde hier reagiert?
Ich kaufe schon seit über zehn Jahren jede Woche eine große Menge Blumen und arrangiere diese in meiner Wohnung. Selbst in den Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe, kaufte ich Blumen von meinem eigenen Geld, um den Arbeitsplatz zu verschönern. Als wir dann mit dem Büro umgezogen sind, lag der Blumenladen nicht mehr auf meinem Arbeitsweg. Ich schaffte es also nicht mehr, regelmäßig Blumen zu besorgen und fragte mich, warum es denn eigentlich niemanden gibt, der Blumen im Abo liefert. Man konnte zwar Blumen in Form von gebundenen Sträußen bestellen, aber keine ungebundenen Blumen – einfach Schnittblumen, ganz frisch, und das dann jede Woche als Abo.
Wodurch macht euer Startup die Welt ein bisschen besser?
BLOOMY DAYS ist der perfekte Service für Privat- und Geschäftskunden, die sich gerne regelmäßig an frischen, saisonalen Schnittblumen erfreuen, 5 Tage frischer als im Laden und mit großer Zeitersparnis, da wir die Auswahl übernehmen und die Blumen vasenfertig liefern. Blumen machen die Welt einfach bunter und somit bringen wir unseren Kunden Freude in den doch manchmal tristen Alltag.
Wie entwickelte sich der relevante Markt, als ihr gerade gründetet?
Als mir die Idee zu BLOOMY DAYS kam, habe ich mir den Markt genauer angeschaut: In Deutschland wurden zu dem Zeitpunkt acht Milliarden Euro jährlich mit Blumen umgesetzt, drei Milliarden Euro davon mit Schnittblumen – und insgesamt erst 300 Millionen Euro online. In der Branche war seit Jahren nichts mehr passiert und es gab weltweit noch kein Abonnement für Blumen, so wie wir es anbieten.
Wie groß war/ist euer Gründungsteam und wer war euer erster Angestellter?
Ich habe BLOOMY DAYS allein gegründet. Kurze Zeit später kam dann unsere jetzige Einkäuferin hinzu und hat mich am Anfang vor allem bei der operativen Umsetzung unterstützt.
Wer investierte als erster Externer Geld in euer Startup?
Zum Start haben wir Crowdfunding gemacht und konnten in nur 93 Minuten 100.000 EUR einsammeln. Anfang 2013 schlossen wir dann eine Finanzierungsrunde im hohen sechsstelligen Eurobereich ab, in der der niederländische VC Otto Capital als Hauptinvestor agierte. Auch das deutsch-schweizerische Atlantic Ventures, heute Atlantic Labs um Business Angel Christophe Maire, beteiligte sich an der Runde.
Wie viele Gesellschafter sind es heute?
In der Series A kamen 2014 noch weitere Gesellschafter hinzu. Heute sind es 8.
Wie habt ihr euer Startup bekannt gemacht?
Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Facebook gemacht. Durch unsere große Transparenz und Authentizität, die wir durch unser ganzes Team transportieren, konnten wir vielen Menschen den Glauben an das Thema Abonnement wieder zurückgeben. Wir merken einen unglaublichen Support durch die Community und das konvertiert natürlich auch. Zusätzlich haben wir unheimlich viel und tolle Presse. Wir waren schon in der Vogue, dem Deutsche Bahn Magazin, der Cover, Brigitte, Impulse, FTD, etc. und auch schon mehrere
Fernsehsender haben über uns berichtet – besseres Marketing gibt es für uns nicht.
Wo soll euer Startup sich in 5 Jahren stehen?
In 5 Jahren ist es selbstverständlich geworden, Blumen zu abonnieren. Wir sind in vielen weiteren internationalen Märkten aktiv und europäischer Marktführer im Segment des Online-Blumenhandels. BLOOMY DAYS ist vom Startup zum Unternehmen gewachsen, mit einem großartigen Team und glücklichen Kunden.
Welche Fehler sollte man als junges Startup vermeiden?
Ich glaube der größte Fehler von Gründern bzw. Startups ist, dass sie den Arbeitsaufwand unterschätzen. Viele denken: Ich mach mich jetzt selbstständig, da habe ich viel mehr Freiheiten als vorher und kann dann auch mal Freitagnachmittag um 15 Uhr Feierabend machen. Das funktioniert vielleicht solange, wie man alleine ist, aber sobald man Mitarbeiter hat, funktioniert das nicht mehr. Es ist wirklich so: Man arbeitet 3 Mal so viel wie vorher, auch an den Wochenenden. Es klingt zwar immer so pathetisch, aber wenn man das liebt, was man tut, dann kommt es einem nicht wie Arbeit vor. Ich sage immer, zum Gründen braucht man 4 Eigenschaften: Mut, Leidenschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen. Man sollte sich wirklich genau überlegen, ein Unternehmen zu gründen, denn die Verantwortung wird immer größer. Ich bin dafür verantwortlich, dass 88 Mitarbeiter ihre Miete zahlen können. Das ist einfach schon eine große Verantwortung, das muss man sich bewusst machen und auch sehr ordentlich damit umgehen können. Wenn man das weiß und Lust darauf hat, auch selbst Verantwortung zu übernehmen und was zu verändern, dann ist es das Beste, was man machen kann.
Ab welcher Unternehmensbewertung stimmt ihr einem Exit zu?
Wer diese Frage beantwortet, ist dumm.
Vielen Dank für die Einblicke. Das Interview führte Thomas Andersen.
Exklusiver Vorabdruck aus dem Themenheft „Gründermetropole Berlin“ der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V., das im September 2015 erscheint.