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Interview mit Timur Ercan, Gründerwolke

 

qanda_gmbGründerwolke ist eine Onlineplattform, die Gründern helfen will, ihre Gründungsidee zu strukturieren und den roten Faden nicht zu verlieren. Sie ist eine Gründung von Timur Ercan aus Kiel, der vorher die Business-Model-Canvas-Umsetzungsplattform runpat mitinitiiert hatte.

1. Wie entstand die Idee zu deinem Startup? Auf welchen pain wurde hier reagiert?

Die Grundidee stammt aus meiner damaligen Bachelorarbeit. „Wie kann ich als Gründer ohne viel Aufwand den Überblick über meine Idee behalten?“ Dies habe ich mich damals zusammen mit meinen beiden Gründerkollegen von runpat gefragt. Einen Businessplan aktuell zu halten, hilft hier nicht viel. Mit dem Modellierungstool runpat wollten wir dieses Problem lösen. Im Laufe der Zeit wurde jedoch immer klarer, dass die Frage sein muss: „Wie können Gründer und ihr Netzwerk gemeinsam an einer Idee arbeiten?“

Die Herausforderung für die Gründer liegt darin, dass alle dasselbe Bild im Kopf haben, auch wenn sich die Idee am Anfang rasend schnell verändert und weiterentwickelt. Gründer haben aber eben den Kopf mit „Daily Business“ voll. Strategie wird dabei oft „on-the-fly“ gemacht und erst aufgeschrieben, wenn der nächste Businessplan abgegeben werden muss. Hier soll die Gründerwolke ansetzen und Gründern zusammen mit ihrem Netzwerk einen Ort geben, an dem gemeinsam ohne viel Aufwand über den aktuellen Stand des Vorhabens reflektiert und das weitere Vorgehen geplant werden kann.

2. Wodurch macht dein Startup die Welt ein bisschen besser?

Die Gründerwolke soll allen, die eine Geschäftsidee haben und diese wirklich angehen möchten, helfen, den ersten Schritt zu gehen. Träume verwirklichen ist immer etwas kitschig, aber ein bisschen geht es schon darum. Als erstes mit einer Excel-Vorlage für Lohnnebenkosten konfrontiert zu sein, ist da eher demotivierend. Gerade am Anfang gilt es, viel von der ersten Vision einzufangen. Diese kann einem später über Durststrecken helfen, die es zu überwinden gilt. Neben dem Strukturieren und Verfeinern der Geschäftsidee soll die Gründerwolke ebenfalls aufzeigen, was schon geschafft wurde, um den Gründer oder das Team zu motivieren, weiter alles zu geben.

3. Wie entwickelte sich der relevante Markt, als du gerade gründetest?

Im Vergleich zu vor ein paar Jahren ist das Thema Gründung und Startups viel präsenter in Deutschland. Hochschulen starten Initiativen und Unternehmen starten Inkubatoren. Es ist aktuell viel Bewegung im Bereich Gründer und es entstehen neue Lösungen, die bei der Gründung unterstützen sollen. Ein Thema, das mittlerweile sogar bei der Tagesschau angekommen ist. Auch in Kiel etabliert sich eine Gründerszene, die vor einigen Jahren noch nicht da war.

4. Wie groß war/ist dein Gründungsteam und wer war euer erster Angestellter?

Aktuell treibe ich Gründerwolke allein mit einigen Unterstützern aus meinem Netzwerk voran. Das soll sich jedoch bald ändern. Ich suche aktuell einen Mitgründer, der/die mit mir zusammen die erste Version der Gründerwolke baut. Da viele Startups technische Mitgründer suchen, wird das nicht einfach. Ich hoffe, dass die Tatsache, dass ich ebenfalls programmiere, mir hier zugutekommt.

5. Wer investierte als erster Externer Geld in euer Startup?

Aktuell ist Gründerwolke komplett „gebootstrapped“, also alles aus eigener Tasche bezahlt. Ich habe mit einigen Business Angels gesprochen und beschlossen, zunächst eine Beta (Testphase mit Prototyp) zu starten, um bereits erste Nutzer und Feedback zu haben, bevor ich mich um eine Finanzierung bemühe. Den ersten Investor möchte ich lieber mit Nutzungszahlen als mit Visionen überzeugen.

6. Wie viele Gesellschafter sind es heute?

Da noch keine Kapitalgesellschaft gegründet ist: keine.

7. Wie hast du dein Startup bekannt gemacht?

Aktuell mache ich Onlinemarketing über meine Profile auf Twitter, LinkedIn etc. und fahre zur einen oder anderen Veranstaltung. Der Gründer ist ja meistens der erste Vertriebskanal. Ebenfalls ist Gründerwolke schon in vielen Startup-Verzeichnissen eingetragen.

8. Wo soll Dein Startup in 5 Jahren stehen?

Mein persönliches Ziel ist es natürlich, Gründerwolke zu einem etablierten Software-as-a-Service Unternehmen auszubauen, das in 5 Jahren profitabel ein 10-köpfiges Team trägt. Dazu muss jetzt aber erstmal wichtige Grundarbeit gemacht werden.

9. Welche Fehler sollte man als junges Startup nicht tun?

Mehrjährige Umsatz- und Gewinnplanung zu erstellen, ohne mit dem ersten Kunden geredet zu haben. Natürlich muss man ein Vorhaben durchrechnen, den es ist kritisch, sich nur auf bloße Vermutungen zu verlassen. Ob Kunden Interesse haben, weiß man, wenn man mit ihnen redet. Ob Kunden zahlen, weiß man, wenn das Geld auf dem Konto ist. Außerdem ist guter Vertrieb (egal ob online oder offline) das A und O. Ein noch so gutes Produkt ist nutzlos, wenn man es nicht in den Markt bekommt.

10. Ab welcher Unternehmensbewertung stimmst du einem Exit zu?

Über einen Exit mache ich mir so früh noch keine Gedanken, sondern konzentriere mich lieber auf die Prüfung und Ausführung der Idee.

Vielen Dank für die Einblicke!
Das Interview führte Thomas Andersen.

Exklusiver Vorabdruck aus dem Themenheft „Gründermetropole Berlin“ der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V., das im September 2015 erscheint.

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